Echtes Miteinander beim Arche Noah Fest

Kein Nebeneinander her, sondern ein echtes Miteinander: So empfanden viele das Arche Noah Fest, das seinem Motto „Alle in einem Boot“ damit sicher gerecht geworden ist. „Wir freuen uns so sehr, dass wir es geschafft haben, mit unseren neuen Ansätzen die Menschen wieder auf den Kennedyplatz zu bringen und ein buntes und friedliches Fest voller Begegnungen zu feiern“, sagt Markus Stollenwerk, einer der beiden künstlerischen Leiter der Arche Noah. „Die Künstler auf der Bühne, auf dem Platz und in den Zelten haben es zudem noch einmal mehr zu einem fantastischen Fest werden lassen.“

Fotogalerie Arche Noah Fest 2022

Künstler auf der Bühne

Mit einer Chor-Performance des Songs „We are the World, we are the Children“ begann das Arche Noah Fest auf dem Kennedyplatz. Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause mit kleineren Veranstaltungen in den Stadtteilen war die Veranstaltung jetzt in die Essener Innenstadt zurückgekehrt – mit frischem Konzept, das sich unter anderem in wertigen Künstlerbeiträgen zeigte: Das Dortmunder JugendTanzTheater brauchte keine Worte, um auf der Bühne Einheit zu symbolisieren, Fatih Cevikkollu nahm kein Blatt vor den Mund und hatte viele Lacher auf seiner Seite, während Schüler*innen der Parkschule mit ihren Raptexten aus dem Projekt „JudeKaffaMuchel“ eher nachdenkliche Töne zum Thema Mobbing und Ausgrenzung anstimmten. Am Abend schafften es „Banda Senderos“ als Main Act nicht nur, den Platz zu füllen, sondern kreierten auch eine ausgelassene, gemeinsame Feierstimmung unter dem Lichterzelt im Herzen der City.

Alle in einem Boot – alle gehören dazu

In seiner Begrüßungsansprache zum Festauftakt am Samstag hatte Oberbürgermeister Thomas Kufen, Schirmherr der Arche Noah, das aus seiner Sicht sehr treffende diesjährige Motto „Alle in einem Boot“ gelobt: „Ein Boot für alle, in dem eben kein Platz ist für Vorurteile, Rassismus und Diskriminierung – genau dafür steht das Arche Noah Projekt.“ Erlebbar wurde genau das in Gesprächen mit den Akteuren auf dem Platz: „Sieben Religionen, und alle sitzen zusammen in einem Boot“, erklärte Mohinder Singh Nagpal von der Sikh-Gemeinde Gurdwara Nanaksar Satsang Darbar Essen. Frauen des Vereins ANA-Tolia betonten: „Wir gehören zu dieser Stadt dazu, darum sind wir beim Arche Noah Fest dabei.“ Nalan Sivri und Bank Üstün vom ebg Ruhr sagten: „Es ist schön, dass sich hier verschiedene Kulturen präsentieren und zeigen, was diese Stadt zu bieten hat, was man vielleicht noch gar nicht kannte.“ Und im Haus der Religionen auf Zeit des IRE (Initiativkreis Religionen in Essen) hieß es das ganze Wochenende lang: „Wir sind hier super im Gespräch – kommt vorbei!“

Dank an die Beteiligten

„Unser Dank gilt allen Beteiligten, besonders den Vereinen und Institutionen, die das Arche Noah Fest mitgestaltet und unsere gemeinsame Vision erst richtig mit Leben gefüllt haben“, sagt Projektleiter Till Overbeck. Diese scheinbar kleinen Mosaikbausteine seien ein großer und wichtiger Teil des Festes, da sie durch ihre Angebote in den Zelten die Begegnungen und Gespräche zwischen Menschen erst möglich gemacht hätten.

Entspannte Atmosphäre

Von solchen Begegnungen habe es in diesem Jahr viele gegeben – sogar mehr als sonst, so der Eindruck vieler Akteure in den Pavillons. Die Besucher hätten sich viel interessierter gezeigt und länger in den Zelten aufgehalten. Möglicherweise war das auch eine Folge des veränderten Konzeptes: Auf der Bühne gab es nicht durchgängig Programm, stattdessen war auch an anderen Spielorten auf dem Kennedyplatz immer im Wechsel etwas los: mal im Kinderzelt, mal an der Speakers‘ Corner und mal bei den Workshops. So entstand eine entspannte, ruhige Atmosphäre. Besucher starrten nicht nur auf die Bühne, um Musik und Tanzdarbietungen zu konsumieren, sondern flanierten zwanglos zwischen Bambusbäumchen und Sitzbänken, Essenszelten und kleinen Mitmach-Angeboten hin und her.

Zelte offener zur Stadt hin

Mehr Laufpublikum aus der Innenstadt als je zuvor traute sich diesmal auf den Kennedyplatz, der bei früheren Arche-Noah-Festen immer auch etwas geschlossen gewirkt hatte: Die nun in einer offenen Formation angeordneten Pavillons schienen einladender und freundlicher. Da blieb mancher Besucher gerne mal fasziniert stehen, um sich Ebru-Kunst anzuschauen – eine besondere Technik, bei der Farbe in einer Flüssigkeit marmoriert und dann kunstvoll auf ein Blatt Papier gezogen wird. Kinder bemalten Jutetaschen, bastelten Perlenarmbänder und ließen sich dann gerne zum nächsten Programmpunkt ins luftballongeschmückte Kinderzelt rufen: Dort warteten eine Märchenstunde, Tanztheater und charmant-witzige Kinderlieder.

Frühstück und Workshops

Nebenan brauchte das neue Workshopzelt erst eine gewisse Anlaufzeit, bis Mal-, Gesangs- und Tanzstunden ihre Fans fanden. Besonders am Sonntag, als die Besucher merklich ohne Zeitdruck übers Arche Noah Fest schlenderten, blieben doch viele stehen, um kurdische und griechische Folklore zu bewundern – und manch einer traute sich dann doch, in den Reigen mit einzusteigen.

Vielleicht gestärkt vom leckeren Frühstück, mit dem der Sonntag auf dem Kennedyplatz begonnen hatte: Die Tafel war bei schönstem Sonnenschein zur Brunchtime für alle gedeckt – Brötchen und Wasser hatte das Arche Noah Team spendiert, und die Teilnehmer packten Marmelade, Käse und Wurst aus, zapften Kaffee aus mitgebrachten Kannen und reichten Saftflaschen und sogar Kuchen herum. Währenddessen spielten mit „Damaskino“, „Nomed!a“, Rezo & Nino und „Tico Tico“ vier ganz unterschiedliche Musikgruppen.

Stimmungsvoller Ausklang

An der Speakers‘ fand insbesondere ein Vortrag zur computergestützten Kommunikation viele Zuhörer, die Tanzperformance „Fugenlos“ bespielte zur Abwechslung mal die Mitte des Platzes. Mit den Top Acts des Sonntags, dem Balkanizer Danko Rabrenovic und dem „Royal Street Orchestra“, füllte sich der Platz noch einmal deutlich, und das Arche Noah Fest fand einen gut gelaunten, fried- und stimmungsvollen Ausklang. Jelena Ivanovic, künstlerische Leiterin: „Es war ein tolles, buntes, mal lautes und mal leises Fest mit spannenden Beiträgen und Begegnungen, tanzenden Füßen und vielen lachenden Gesichtern.“

Noch mehr Fotos vom Arche Noah Fest 2022 gibt es bald hier auf der Homepage.

Fotos: Karina Ter-Ovanesova

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